Brigitte Seibold

Blog

30 Jul

INTERNE KOMMUNIKATION

Blog 1„Schubladen-Denken“ – ein Gastbeitrag von Ulrike Führmann
 
„Bedenkenträger und Befürworter sollen endlich in Ruhe über das Thema Digitalisierung diskutieren!“ Bei diesem Aufruf, den ich kürzlich auf Twitter las, störte mich das negativ besetzte Etikett „Bedenkenträger“. Ich stellte mir vor, wie sich die „Bedenkenträger“ in der Diskussion fühlen würden: vorverurteilt, nicht ernst genommen, in einer Rechtfertigungshaltung. Den Verlauf einer solchen Diskussion kann man schon vorausahnen: Die Bedenkenträger verhalten sich entsprechend der entgegengebrachten (Vor-)Urteile, die Befürworter fühlen sich bestätigt. Es entsteht ein Teufelskreis, und die Kommunikation ist vergiftet.

Das Phänomen, sich (vor-)verurteilt zu fühlen und sein Verhalten an den Erwartungen der anderen auszurichten, kennen wir unter dem Begriff der selbsterfüllenden Prophezeiung: Wenn wir ein bestimmtes Verhalten bei unserem Gesprächspartner erwarten, nehmen wir dieses in unserem eigenen Auftreten vorweg. Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass unser Gesprächspartner genau in die erwartete Rolle verfällt. Kurz: Wir erzeugen mit unserem Schubladendenken also das Verhalten, das wir erwarten.

Was können wir tun, um unseren Mitmenschen nicht in Schubladen zu stecken? Zunächst sollten wir uns selbst beobachten und uns fragen, mit welcher Haltung wir auf unseren Gesprächspartner zugehen. Im zweiten Schritt folgt die Selbstreflexion: „Welche negativen, aber auch positiven Auswirkungen hat meine jetzige Haltung? Will ich meine Haltung tatsächlich ändern? Was wäre mein Gewinn, was der Preis für die Veränderung?“ Im dritten Schritt stellen wir uns die Frage nach Veränderung: „Mit welcher Haltung möchte ich meinem Gegenüber das nächste Mal begegnen?“ Anschließend sollte die gewünschte Verhaltensänderung eingeübt werden. Das dauert und wird sicherlich nicht sofort gut funktionieren. Ich finde aber, dass sich die Veränderung in jedem Fall lohnt: Sie sichert einen fairen und bereichernden Austausch zwischen allen Beteiligten.

Illustration final Bedenkentrager 300 dpi

Haben Sie Lust, sich weiter mit interner Kommunikation zu beschäftigen? Auf meiner Homepage und auf meinem Blog finden Sie mehr Inspirationsmaterial.

Ulrike Führmann

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